Der neue Wolf auf dem Eis: „Großes Glück im Unglück“

Der HC Pustertal kann heute Abend in der ICE Hockey League (ICEHL) das Viertelfinal-Ticket lösen. Dazu benötigen die &bdquo;Wölfe“ im 2. Spiel des Pre-Play-offs (&bdquo;best of 3“) einen Sieg gegen Olimpija Laibach. In der Brunecker Intercable Arena werden die Augen vor allem auf Gregorio Gios gerichtet sein: Der 25-jährige Verteidiger aus Asiago feiert heute sein Heimdebüt im Pusterer Trikot.Nach dem vorzeitigen Saison-Aus des Norwegers Ole Andersen wurde Gios vor einer Woche kurz vor Transferschluss vom HCP als Ergänzungsspieler nach Bruneck geholt. 2 Spiele hat der Nationalspieler von Italien, der vor einer Woche kurz vor Transferschluss vom HCP unter Vertrag genommen wurde, für seinen neuen Klub bestritten.

Dass er sowohl gegen Klagenfurt als auch am Sonntag beim 2:1 n.V. in Laibach nur einige Wechsel gemacht hat, stört den Studenten des Wirtschaftsingenieurwesens an der Universität Trient nicht. Im Gegenteil: &bdquo;Ich bin dem Verein um Präsident Erich Falkensteiner und Sportdirektor Patrick Bona dankbar, dass ich diese Chance bekommen habe. Hier kann ich meine Saison verlängern.“ Gios hat am vergangenen Dienstag in Pfalzen die Wohnung seines Vorgängers Ole Andersen bezogen und sich in Bruneck gut eingelebt: &bdquo;Die einheimischen Spieler kannte ich bereits. Mit ihnen habe ich einen guten Kontakt. Die Ausländer waren sehr nett und haben mich gut aufgenommen. Auch der Verein hat mich bisher sehr gut behandelt. Ich kann mich nicht beklagen.“

Gios: &bdquo;Der erste Eindruck ist hervorragend“ Trotzdem: Der HC Asiago bedeutet für den Defensivverteidiger Heimat und Familie zugleich und ist für ihn eine Herzensangelegenheit. &bdquo;Dort bin ich groß geworden und fühle mich auch wohl. Beim HC Pustertal hatte ich bisher kaum Zeit, mir ein genaues Bild zu machen. Ich habe erst 3 Trainingseinheiten und 2 Spiele bestritten. Der erste Eindruck ist aber hervorragend. Ich wollte etwas anderes sehen und einen neuen Verein, eine neue Stadt kennenlernen. In Bruneck gibt es auch eine andere Kultur als bei mir daheim in Asiago.“

Gregorio Gios im Asiago-Dress. © Instagram: Asiago Hockey

Gios und sein Heimatverein hatten keine einfache Saison und haben die Meisterschaft auf dem vorletzten Platz beendet. &bdquo;Leider ist beim HC Asiago in den vergangenen Monaten sehr viel schief gelaufen. Wir hatten zahlreiche Verletzungen und konnten kaum einmal in Bestbesetzung antreten. Torhüter Evan Cowley hat uns sehr früh verlassen. Dann wurde der Trainer gewechselt und Giorgio De Bettin hatte wenig Zeit, um die Wende herbeizuführen. Das einzig Positive ist, dass mehrere junge Spieler viel Eiszeit bekommen haben und wertvolle Erfahrung sammeln konnten.“

Jagdunfall als Tiefpunkt Auch Gios selbst musste mehr als 2 Monate pausieren. Ein gemeinsamer Jagdausflug mit seinem Vater Andrea Gios, Präsident der italienischen Eissportverbandes FISG, hätte für Gregorio in einer Tragödie enden können. Es geschah am 23. Oktober 2024, als Vater und Sohn im Barenthal bei Asiago auf der Jagd waren. Wie Gios senior gegenüber der Zeitung &bdquo;Corriere della Sera“ wenige Tage später erklärte, soll ihr Jagdhund ein Wildtier gewittert haben, worauf der 61-Jährige einen Schuss aus seinem Schrotgewehr abgab, und seinen Sohn traf, der am ganzen Körper Verletzungen aufwies.

Andrea Gios mit Sohn Gregorio, Tochter Ottavia und Gattin Stefania.

Gregorio Gios will über die Ereignisse an jenem schwarzen Tag im Oktober in den Wäldern von Asiago nicht sprechen, versichert aber, dass er &bdquo;großes Glück im Unglück hatte“. Die Wunden wurden in der Notaufnahme von Asiago versorgt. Nach einer Operation musste Gios junior eine Woche lang im Krankenhaus bleiben. Danach erholte er sich zu Hause von dem schweren Unfall. &bdquo;Die Wunde musste heilen. Einige Schrotkügelchen wurden entfernt. Ich habe aber noch jede Menge davon in meinem Körper. Sie bereiten mir zum Glück kaum Probleme,“ erklärt der robuste Abwehrspieler, der am 28. Dezember nach nur 2 Trainingseinheiten im &bdquo;grande classico“ gegen den HCB Südtirol sein Comeback feierte.

Kritik prallt an Gios ab Apropos HCB: Für den Klub aus Bozen hat Gios zwischen 2020 und 2021 27 Spiele bestritten und ist deshalb der 1. Spieler aus Italien, der bei allen 3 ICEHL-Vereinen südlich des Brenners unter Vertrag gestanden ist. Er hat sich überall wohl gefühlt und ist stolz darauf, Teil der 3 Mannschaften gewesen zu sein. Dass er bei seiner Verpflichtung am vergangenen Montag von einigen Fans des HC Pustertal kritisiert wurde, ist ihm entgangen: &bdquo;Ich habe nichts davon mitbekommen. Ich muss aber auch sagen, dass ich kaum im Internet unterwegs bin und meine Facebook-Seite 2018 das letzte Mal geöffnet habe. Ich kann mit Kritik leben und mache mir keine allzu großen Gedanken darüber.“ „Schließlich komme ich erstmals in meinem Leben nicht als Gegner nach Bruneck, sondern habe Heimvorteil.“ Gregorio Gios Dem heutigen Spiel fiebert der Student aber schon entgegen. &bdquo;Schließlich komme ich erstmals in meinem Leben nicht als Gegner nach Bruneck, sondern habe Heimvorteil. Deshalb werde ich auch ein bisschen nervös sein. Ich weiß, dass es hier tolle Fans gibt und bin überzeugt, dass sie uns unterstützen werden. Für uns ist es ein ganz wichtiges Spiel. Schließlich wollen wir ins Viertelfinale. Dazu werden wir viel Geduld aufbringen müssen und dürfen ja nicht den Kopf verlieren. Ich erwarte mir erneut ein sehr enges Spiel, in dem Kleinigkeiten am Ende den Unterschied machen werden“, sagt Pustertals Spieler mit der Nummer 12.

Familie Gios: Eishockey im Blut Gregorio Gios entstammt einer eishockeyverrückten Familie. Sein Opa Cesare jagte ebenso wie sein Vater Andrea beim HC Asiago der Hartgummischeibe hinterher. &bdquo;Beide waren Legenden und haben das Team als Kapitän aufs Eis geführt. Das ist mir bisher noch nicht gelungen“, schmunzelt der Jüngste der Gios-Dynastie. Zu Hause drehte sich schon immer fast alles um die schnellste Mannschaftssportart der Welt. Und auch heute wird am Mittagstisch über Eishockey gesprochen, und gefachsimpelt.

Ab sofort für den HC Pustertal im Einsatz: Gregorio Gios.

Sein Vater hat ihm viel mitgegeben. Angefangen bei der Mentalität bis hin zur Arbeitsethik. &bdquo;Er hat mir die Liebe zum Eishockey übertragen. Ich liebe es, Eishockey zu spielen und gehe gerne ins Stadion – egal ob zum Training oder zum Spiel. Mein Vater war immer sehr kritisch zu mir und hat die Latte in der Regel sehr hoch gelegt. Er hat mich angespornt oder aufgebaut. Ich habe ihm und meiner Mutter Ottavia sehr viel zu verdanken, da sie mich stets unterstützt haben.“

Gios kämpft gegen Vorurteile an Andrea Gios war 10 Jahre lang Bürgermeister von Asiago und ist seit 2014 Präsident des italienischen Eissportverbandes FISG aus. Ein Vorteil oder ein Nachteil für den Sohn? &bdquo;Es ist sicherlich ein Nachteil für mich. Ich habe es oft genug zu Ohren bekommen, dass ich bevorzugt worden bin, nur weil ich der Sohn des Präsidenten bin. Ins Gesicht hat es mir aber bis jetzt noch niemand gesagt. Diese Vorurteile begleiten mich bereits seit vielen Jahren. Mittlerweile kann ich damit aber gut umgehen und auch leben“, unterstreicht der Nationalverteidiger von Italien, der bisher an 3 Weltmeisterschaften teilgenommen hat.

Die WM als großes Ziel Er möchte auch in 2 Monaten bei der WM der I. Division Gruppe A in Rumänien dabei sein und mit den &bdquo;Azzurri“ in die Weltgruppe aufsteigen: &bdquo;Das muss unser Ziel sein. Wir wissen aber, dass es schwieriger ist aufzusteigen als oben zu bleiben. Wir treffen auf starke Gegner und dürfen uns keinen Ausrutscher erlauben.“

Und auch an die Olympischen Spiele in einem Jahr im eigenen Land hat Gregorio Gios bereits so manchen Gedanken verloren: &bdquo;Wenn ich in Mailand dabei sein könnte, würde für mich ein Kindheitsraum in Erfüllung gehen. Sich mit den besten Spielern der Welt zu messen, wäre das Maximum, das einem Sportler passieren kann.“ Die Ergebnisse würden dann auch für Gios zur Nebensache werden. Vielmehr würde der olympische Gedanke &bdquo;Dabei sein ist alles“, in den Mittelpunkt rücken. Vorerst gilt seine volle Konzentration dem HC Pustertal und dem heutigen Heimspiel gegen Olimpija Laibach.

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. EC Klagenfurt	48	183:121	97
2. EC Salzburg	48	173:130	95
3. HCB Südtirol	48	155:113	93
4. Linz	48	155:121	88
5. EC Villach	48	173:143	86
6. Graz99ers	48	149:121	86
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Ab sofort geht Gregorio Gios für den HC Pustertal auf das Eis. Von seinem Jagdunfall hat sich der 25-jährige Verteidiger erholt – und will nun das Viertelfinal-Ticket in der ICE Hockey League lösen.

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