
Scott Valentine kennt in den Playoffs keinen Spaß. © HCB
Bozens Leader warnt: „Nehmt euch für Sonntag nichts vor!“
Er ist der Mann fürs Grobe. Einer, der vor Charisma strotzt. Ein stechender Blick von ihm reicht, um ein ganzes Team wachzurütteln. Und genau deshalb wird Scott Valentine dieser Tage beim HC Bozen so sehr gebraucht, wie nie zuvor. Jetzt gibt es von ihm eine krachende Ansage.
28. März 2025

Von:
Alexander Foppa
Scott Valentine spricht keine Sätze, er flüstert sie. In feinstem Hochdeutsch, in weichen Tönen. In Gesprächen dreht der Kanadier seinen Kopf immer wieder zur Seite, nur selten sieht er sein Gegenüber an. Doch wenn der Mann mit Vollbart und finsterer Miene sein Haupt ruckartig wendet und den Gesprächspartner sein frostiger Blick trifft, dann heißt das: aufgepasst! Valentine findet Gehör, ohne mit seiner Stimme an der Dezibel-Skala zu drehen.
Davon konnte sich SportNews am Donnerstag selbst vergewissern, als sich Valentine eine Viertelstunde Zeit nahm, um die brennendsten Fragen zu beantworten. Interviews dieser Art sind für ihn Routine. Er hat in seinem Eishockeyleben weit mehr als 700 Profispiele bestritten, jahrelang war er ein Führungsspieler in Augsburg. Nun ist er es in Bozen.
Ein ganz klarer Fokus
Valentine ist mit allen Wassern gewaschen. So verwundert es nicht, dass er es im Gespräch mit uns tunlichst vermeidet, Themen, die nicht im Kontext mit der laufenden Halbfinalserie stehen, auch nur ansatzweise anzuschneiden. Seine bislang noch titellose Karriere? Seine persönliche Zukunft? Südtirol als seine zweite Heimat? Alles irrelevant, es ist Playoff-Zeit! „Jetzt zählt nur das, was auf dem Eis passiert. Der Rest kann warten“, so der 33-jährige Verteidiger.„Jetzt muss jeder liefern“ Scott Valentine
Valentine ist bemüht, alles wegzuwischen was ihn und seine Mitspieler in dieser Zeit vom Sportlichen ablenken könnte. „Der Fokus ist auf das fünfte Duell gegen Salzburg gerichtet, dann auf das Heimspiel am Sonntag“, sagt er ohne mit der Wimper zu zucken. Dabei würde Zweites erst stattfinden, wenn Bozen an diesem Freitagabend in Salzburg gewinnt. Andernfalls geht es ohne weiteres Heimspiel in den Sommerurlaub. Und jetzt kommt Valentines Ansage: „Nehmt euch für Sonntag nichts vor, wir holen die Serie zurück nach Bozen!“
Ein Weckruf
Es ist kein Zweckoptimismus, auch keine Überbewertung der eigenen Fähigkeiten, die der Routinier aus Metcalfe, einem Vorort der kanadischen Hauptstadt Ottawa, im SportNews-Interview zu Tage legt. Vielmehr will er ein Signal senden. „Wir hatten sechs Monate Zeit, um uns in der Regular Season für diesen Moment vorzubereiten, einzustimmen. Jetzt, in den Playoffs, muss jeder liefern. Jeder Shift ist so wichtig. Jeder Moment auf und abseits des Eises kann entscheiden. Da gibt es nur Vollgas.“Scott Valentine nimmt sich auch schon mal Bullen-Kapitän Thomas Raffl zur Brust. © HCB
Valentine redet nicht nur, er macht es auch vor. Pünktlich mit Playoff-Start hat er einen Gang hochgeschaltet. Er geht voran, er fährt krachende Checks, er spielt kompromisslos, konzentriert, schnörkellos. Allerdings weiß auch er um die äußerst schwierige Lage seiner Foxes. Sie müssen gegen die Salzburger Bullen, die „in den entscheidenden Momenten hellwach sind und einfach wissen, wie man Spiele gewinnt“, so Valentine im O-Ton, drei Mal am Stück gewinnen. Ansonsten gibt's für den HC Bozen das Aus im Halbfinale. So wie im Vorjahr.
Da sitzt ein tiefer Stachel
Apropos Vorjahr. Ausgerechnet aus den Niederlagen der Vergangenheit schöpft Valentine seinen Mut. „Das verlorene siebte Finalspiel vor zwei Jahren hier zuhause in unserem Wohnzimmer, das hat sich tief eingebrannt. Es ist die größte Niederlage meiner Karriere. Dann kam letztes Jahr das Aus in der Overtime des allerletzten Halbfinalspiels. Wir wollen, ja wir müssen das irgendwie vergessen machen.“ Das habe der Routinier die vergangenen Tage auch seinen Mitspielern so kommuniziert.Einen Moment Bitte - das Video wird geladen
Valentine ist mit seinen 33 Lenzen einer der ältesten, erfahrensten Spieler der Foxes. Wenn Valentine etwas sagt, dann hören ihm die anderen zu. „Ich bin aber nicht der einzige Führungsspieler hier. Frank, Frigo, Halmo, sie alle haben hier schon Titel gewonnen“, und dann zählt der Kanadier noch jemanden auf, „Sam Harvey ist nicht nur auf dem Eis unser Rückgrat, unser wichtigster Mann. Er sagt selten etwas, doch wenn er sich einen Mitspieler vornimmt, dann heißt das was. Das sind für mich leise Leader. Und davon haben wir viele im Kader.“
Nun sind sie jedenfalls alle gefragt, egal ob laute oder leise Leader. Der gesamte HC Bozen braucht jetzt ganz viel Charakter, um dem Meister aus Salzburg noch die Finalteilnahme zu entreißen. Mit einem 1:3-Serienrückstand geht es im Volksgarten ab 19.15 Uhr (SportNews tickert live) ins fünfte Halbfinalspiel.
ICE-Halbfinale, Spiel 5 (Freitag, 28. März):
Red Bull Salzburg – HCB Südtirol AlperiaSpielbeginn: 19.15 Uhr
Best-of-7-Serie: 3:1
Klagenfurter AC – Black Wings Linz
Spielbeginn: 19.30 Uhr
Best-of-7-Serie: 2:2
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