Bozen vs. Pustertal: Wie die Väter, so die Söhne

Ihre Väter werden nicht auf der Tribüne mitfiebern, weil der eine im eigenen Gastbetrieb, der andere als Trainer selbst auf dem Eis stehen wird. Die Rede geht von Markus Brunner und Alex Gschliesser und deren Söhnen Pascal und Fabian.

Markus Brunner und Alex Gschliesser sind auf den Tag genau fast gleich alt. Ersterer wurde am 18. Mai 1973, Letzterer eine Woche vorher am 11. Mai 1973 geboren. Die beiden ehemaligen Angreifer weisen aber auch sonst einige Parallelen auf. So haben sie gemeinsam an zwei U18- und an drei U20-Weltmeisterschaften teilgenommen. Beide kamen später bei den &bdquo;Großen“ zu WM-Ehren und jeweils auch in den Genuss Olympischer Spiele: Gschliesser stand 1994 in Lillehammer, Brunner 4 Jahre später in Nagano im Olympia-Aufgebot der &bdquo;Azzurri“.

Davon können ihre Söhne nur träumen. Pascal Brunner ist 21 Jahre alt, Flügelstürmer und im Sommer 2022 nach 6 Jahren in der Schweiz nach Hause zurückgekehrt. In der vergangenen Saison spielte er zunächst für seinen Heimatverein HC Meran in der AlpsHL, ehe er mit dem HCB Südtirol in der ICEHL bis ins Finale vorstieß und beim Vizemeister einen Vertrag für diese Spielzeit erhielt. Der groß gewachsene Angreifer hat bisher an einer U18-WM teilgenommen und im Frühjahr dieses Jahres mit Italien bei der WM der I. Division Gruppe A in Nottingham den Aufstieg in die Weltgruppe verpasst.

Markus Brunner in jungen Jahren. © Max Pattis

Fabian Gschliesser ist dagegen 19 Jahre alt, Mittelstürmer und im heurigen Sommer nach 5 Jahren in Salzburg nach Hause zurückgekehrt. Während er bei seinem Heimatverein Wipptal Broncos in der AlpsHL ein fixer Bestandteil ist, hat er beim HC Pustertal in der ICEHL bisher erst einige Wechsel gemacht. Gschliesser hat bereits an einer U18- und an zwei U20-Weltmeisterschaften teilgenommen. Auf sein Debüt bei den Großen muss er allerdings noch warten.

Markus Brunner und Alex Gschliesser sind nicht nur in der Nationalmannschaft gemeinsam auf Torjagd gegangen, sondern haben in der Saison 2002/03 zusammen bei Meran gespielt. Und auch bei den aktuellen Vereinen ihrer Söhne sind Brunner und Gschliesser Senior der Hartgummischeibe nachgejagt. Das war in der Saison 1995/96, als Markus Brunner mit dem HC Bozen Italienmeister wurde und Alex Gschliesser mit dem EV Bruneck 3 Derbys gegen den HCB verlor und beim 4. Aufeinandertreffen am 13. Februar 1996 ein 5:5 erreichte.

Alex Gschliesser © Pattis

&bdquo;Matchi“ Brunner hat im Frühjahr 2006 seine Karriere beendet, nachdem er ein Jahr zuvor bei einem Zweikampf mit einem Spieler des HC Valpellice das linke Auge verloren hatte. Heute hat der frühere Meraner Kapitän mit dem Eishockey nichts mehr zu tun. Anders Alex &bdquo;Puls“ Gschliesser, der nach seinem Karriereende im Frühjahr 2008 zwei Jahre später auf die Trainerbank gewechselt ist und heute Coach beim HC Brixen in der IHL ist.

Im nachfolgenden Doppel-Interview blicken die heute 50-jährigen, stolzen Spieler-Väter auf das 188. Derby zwischen dem HCB Südtirol und dem HC Pustertal, auf ihre Zeit in Bozen bzw. Bruneck und sprechen über ihre Söhne Pascal und Fabian.

Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Zeit in Bozen bzw. Bruneck?

Markus Brunner: Es waren 2 wunderschöne Jahre, die ich in Bozen verbracht habe. Im Sommer 1992 war ich nach 2 Jahren in Kanada nach Hause zurückgekehrt, weil ich den Wehrdienst leisten musste. Ich erhielt als 19-Jähriger einen Vertrag beim HC Bozen. Wir haben noch in der altehrwürdigen Messehalle gespielt. Es war mein erstes Jahr als Profi und das erste Jahr von Mike Rosati und den beiden Russen Igor Maslennikow und Sergej Wostrikow in Bozen. Wir waren damals nicht die Favoriten. Mailand war um einiges stärker. Trotzdem schrammten wir im Finale nur knapp an der Sensation vorbei. In der Saison 1995/96 spielte ich erneut beim HCB und wir wurden Italienmeister. Ich möchte diese 2 Jahre auf keinen Fall missen.

Alex Gschliesser: Ich habe nur gute Erinnerungen an Bruneck. Ich bin in der Saison 1995/96 erstmals nach Bruneck gekommen und habe mich auf Anhieb wohl gefühlt. Es herrschte ein ausgezeichnetes Klima und auch die Leute waren mir auf Anhieb sympathisch. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass auch meine Oma eine Pustererin war. Ich war damals erst 22 Jahre alt und habe mit Wladimir Jeremin und Maurizio Catenacci, dessen Sohn Daniel jetzt auch beim HC Pustertal spielt, in einer Linie gespielt. Ich war danach noch in den Saisonen 2003/04, als übrigens Fabian geboren wurde, und 2005/06 in Bruneck und habe im Winter 2017/18 als Jugendtrainer beim HCP Junior gearbeitet. Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt und es hat mir stets gut gefallen.

Welche Bedeutung hatte damals das Derby zwischen den HC Bozen und dem EV Bruneck?

Gschliesser: Für Bruneck war das Derby gegen den großen HC Bozen das wichtigste und größte Ereignis während einer Saison. Das ist heute noch so und wird sich auch in Zukunft nicht so schnell ändern. Bozen war zumeist Titelanwärter, Bruneck Außenseiter. Deshalb waren die wenigen Siege gegen den großen Rivalen immer etwas Besonderes.

Brunner: Mein richtiges Derby war immer jenes zwischen Meran und Bozen. Aber auch das Duell zwischen Bozen und Bruneck war ein Klassiker und hatte für alle Beteiligten eine große Bedeutung. Jeder hat auf die Derbys tagelang hin gefiebert. Es gab einen Extra-Schub Motivation. Zudem waren in den Stadien mehr Zuschauer als sonst. Es ging nicht nur um die Punkte, sondern vor allem um die Ehre.

Stolzer Papi und Trainervater: Alex Gschliesser mit seinem 19-jährigen Sohn Fabian.

Was hat sich seither geändert?

Gschliesser: Gar einiges. Das Spiel ist mit Sicherheit schneller geworden. Im Vergleich zur Saison 1995/96 hat sich niveaumäßig wenig geändert. Schließlich gab es auch damals eine multinationale Meisterschaft. Die Alpenliga war vielleicht sogar noch besser, als heute die ICEHL. Durch die neue Arena gab es in Bruneck eine enorme Aufwertung. Es ist alles moderner geworden. Der Verein ist heute finanziell besser aufgestellt als damals. Es gibt eine Mannschaft, die vorne mitspielen kann und derzeit nicht umsonst Tabellenführer ist.

Brunner: In den 1990-er-Jahren war das Niveau extrem hoch. Wir wären damals in der deutschen Liga vorne dabei gewesen. Die Spielweise hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Heute ist alles viel schneller und technischer. Zu unserer Zeit wurde viel schmutziger gespielt. Es gab versteckte Fouls und wilde Schlägereien. Die Zuschauer hatten ihren Spaß. Es wurde einem nichts geschenkt: Auf dem Eis gab es Feinde, nach dem Spiel Freunde. Im Lauf der Zeit haben sich auch die Regeln geändert: Mit der Null-Toleranz-Regel darf man sich fast nichts mehr erlauben.

Sie können auf eine große Karriere zurückblicken. Was trauen Sie Ihrem Sohn zu?

Brunner: Pascal hat viel Potenzial und verfügt über gute Fähigkeiten. Er hat Talent, Ehrgeiz und Wille. Zudem ist er physisch, technisch und auch eisläuferisch stark. Ich bin überzeugt, dass er es noch weit bringen kann. Nach 6 Jahren in der Schweiz wollte er wieder nach Südtirol zurück, weil er keine Perspektiven mehr sah. Weil Pascal in der Schweiz nicht als Ausländer zählt, könnte er jederzeit wieder dorthin zurückkehren, sofern er das richtige Angebot bekommt.

Gschliesser: Naja große Karriere? Ich bin zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Ich hatte gute, aber auch schlechte Jahre und war bis zu den Olympischen Spielen eher ein Defensivstürmer. Danach habe ich mich umgestellt und wurde ein offensiv ausgerichteter Angreifer. Fabian ist größer als ich und physisch stärker. Ich war Flügel, während er im Angriff auf allen Positionen spielen kann – auch als Center. Derzeit ist er eher defensiv eingestellt, obwohl er auch offensives Potenzial hat und auch Tore schießen kann. Das hat er in der Jugend stets bewiesen. Ich traue ihm einiges zu. Dazu muss er aber gesund bleiben.

Welche Tipps geben Sie Ihrem Sohn? Wo muss er sich noch verbessern?

Gschliesser: Ich bin nicht nur stolzer Papi, sondern auch Trainervater. Ich versuche aber, mich so weit wie möglich draus zu halten und mische mich nicht ein. Wenn er mich um Rat fragt, dann helfe ich ihm gerne und gebe ihm auch Tipps. Offensiv kann sich Fabian bestimmt noch steigern. Er ist auf einem guten Weg. Es gibt immer Luft nach oben. Die nächsten Jahre werden aber entscheidend sein.

Brunner: Weil sich das Spiel in den letzten Jahren geändert hat, bin ich nicht immer auf dem Laufenden. Früher hat Pascal weniger auf mich gehört. Wenn ich ihm heute Tipps gebe, dann versucht er sie umzusetzen. Ab und zu reden und diskutieren wir schon über Eishockey. Für Pascal ist es wichtig, dass er das Vertrauen vom Trainer bekommt und so viel Eiszeit wie möglich erhält. Wo er vielleicht noch Aufholbedarf hat, ist das Spiel ohne Puck.

Welche Eigenschaften hat Ihr Sohn von Ihnen geerbt?

Gschliesser: Er hat eine sehr ähnliche Spielwiese wie ich sie hatte. Neben spielerischen Qualitäten hat Fabian vor allem den Ehrgeiz und den Fleiß von mir geerbt. Und trotzdem sind wir verschieden. Er ist nicht nur 4 Zentimeter größer, sondern eisläuferisch wahrscheinlich besser als ich. Er ist Linksschütze, während ich Rechtsausleger war. Ich war Flügel, Fabian spielt zumeist in der Mitte.

Brunner: Er ist ein sehr ähnlicher Spielertyp wie ich es war. Er ist groß, physisch stark und kräftig. Seine Spielweise erinnert mich sehr an meine. Pascal macht die Checks fertig, hat einen guten Schuss und wird irgendwann auch Tore schießen. Er ist ein sehr kompletter Spieler.

Wie lautet Ihr Ergebnistipp für das 188. Derby zwischen dem HCB Südtirol und dem HC Pustertal?

Brunner: Hoffentlich wird es ein tolles Spiel mit vielen Zuschauern. Der bessere soll gewinnen, wobei ich schon auf einen Bozner Sieg hoffe. Es wird aber nicht einfach. Ich tippe auf einen 3:2-Erfolg des HCB.

Gschliesser: Ich wünsche mir, dass der HC Pustertal gewinnt. Meine Ex-Mannschaft ist sehr gut drauf und strotzt nur so vor Selbstvertrauen. Bozen darf man aber nie unterschätzen. Es ist eine stark besetzte Truppe, die bestimmt einen Weg aus der Krise finden wird. Ich tippe auf ein 5:4 n.V. für den HC Pustertal.

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
Vienna Capitals	0	0:0	0
Klagenfurt	0	0:0	0
Innsbruck	0	0:0	0
Olimpija Ljubljana	0	0:0	0
HCB Südtirol	0	0:0	0
HC Pustertal	0	0:0	0
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Bozen vs. Pustertal: Wie die Väter, so die Söhne

Sie waren beide Stürmer. Der eine kommt aus Meran, der andere aus Sterzing. Beide haben einen Sohn, der ebenfalls Eishockey spielt. Der eine beim HCB Südtirol, der andere beim HC Pustertal. Beide stehen sich am Freitagabend auf dem Eis der Sparkasse Arena gegenüber.

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