Bozen oder Salzburg? Das sagen die Ex-Kapitäne

Beide waren in ihrer aktiven Zeit Stürmer. Beide führten ihr Team als Kapitän auf das Eis. Beide wurden in der ICEHL (zuvor EBEL) Meister. Und beide arbeiten jetzt als Experten beim österreichischen Privatsender Puls24: Anton Bernard hat den Großteil seiner Karriere beim HCB Südtirol verbracht, mit dem er 2014 und 2018 Meister geworden ist, während Daniel Welser 11 Saisonen lang für Red Bull Salzburg auf Torjagd gegangen war und insgesamt 6 Mal die multinationale Meisterschaft gewonnen hat.

&emsp;Eigentlich wäre heute Daniel Welser für das alles entscheidende 7. Finalspiel als Experte an der Seite von Kommentator Martin Pfanner vorgesehen gewesen. Der 40-jährige ehemalige österreichische Nationalstürmer musste aus gesundheitlichen Gründen aber passen, weshalb Anton Bernard die Ehre zuteil wird, die letzten Minuten der Saison 2022/23 für Puls24, der die Zusammenarbeit mit der ICEHL erst kürzlich um 3 weitere Jahre verlängert hat, zu analysieren und unter die Lupe zu nehmen. Im nachfolgenden Doppel-Interview werfen Bernard und Welser einen Blick auf die bisherigen 6 Finalspiele und schauen auf das heutige Spiel 7 voraus.

Wie fällt Ihr Urteil über die bisherigen 6 Finalspiele aus? Anton Bernard: &bdquo;Auch wenn die ersten 3 Spiele sehr torarm waren, war es bisher eine mitreißende Finalserie. In den ersten 4 Spielen war Salzburg das bessere Team. Seit dem Overtime-Sieg ist der HCB im Aufwind. Salzburg ist in den letzten 2 Spielen nervöser geworden. Wir haben bisher hochklassiges Eishockey und 6 Spiele auf hohem Niveau gesehen. Die beiden Torhüter waren saustark. Zudem waren beide Teams taktisch perfekt eingestellt.“

Daniel Welser spielte 11 Saisonen lang für Red Bull Salzburg und wurde insgesamt 6 Mal Meister.

Daniel Welser: &bdquo;Diese 6 Spiele waren einfach nur geil. Es war beeindruckend, wie sich die beiden Mannschaften bisher nichts geschenkt haben. Nach dem 1. Spiel war meine Sorge groß, dass es eine langweilige Serie werden würde. Dem war aber nicht so. Das Niveau wurde von Spiel zu Spiel besser. Beide Goalies haben bisher unglaublich gehalten. Zudem waren die Defensiv- und auch Offensivreihen auf beiden Seiten bärenstark. Es ist auf alle Fälle eine sehr faire und interessante Serie, die sich ein 7. Spiel verdient hat.“

4 Spiele lang deutete viel auf einen Salzburger Triumph hin: Warum hat es der HCB Südtirol erneut geschafft, sich in ein 7. Spiel zu retten? Bernard: Im Unterschied zu den ersten beiden Titelgewinnen war der HCB dieses Mal nicht der krasse Außenseiter und ist mit der Favoritenrolle nicht zurecht gekommen. Erst als meiner Ex-Mannschaft das Wasser bis zum Hals stand, ist sie aufgewacht und hat sich gesteigert. Ab dem 5. Spiel wurde das Penaltykilling besser. Bozen hat gut verteidigt und ist kompakt geblieben. Und das Wichtigste: Der HCB hat endlich Tore geschossen und damit viel Selbstvertrauen getankt. Das hatte auch damit zu tun, dass Torhüter Atte Tolvanen nicht mehr so frisch war, weil die vielen und anstrengenden Spiele nicht spurlos an ihm vorübergegangen sind.“

Welser: &bdquo;Salzburg war am Anfang besser, konnte aber nie richtig davonziehen. Bozen war eigentlich immer dabei, ist aber immer wieder an Tolvanen gescheitert. Das hat Stürmer wie Bard McClure oder Angelo Miceli, die lange Zeit 'kalt' waren, gehemmt. Irgendwann hat der HCB gemerkt, dass Salzburg nicht übermächtig ist, hat Mut gefasst und sich am Sonntag über die 1. Overtime gerettet, bis ein kleiner Fehler das 5. Spiel entschieden hat.“

Werden die Salzburger Spieler die 2 Finalniederlagen ihres Klubs gegen den HCB im Hinterkopf haben? Bernard: &bdquo;Ich glaube nicht, dass es eine mentale Geschichte ist. Salzburg hat ein abgebrühtes Team, das über große Klasse verfügt. Dominique Heinrich und Thomas Raffl sind die einzigen 2 Spieler, die bereits 2014 und 2018 bei den Finalniederlagen dabei waren, und haben diese vielleicht im Hinterkopf. Ich bin überzeugt, dass sie diese aber Momente ausblenden können und ein Top-Spiel zeigen werden.“

<a data-caption="Der frühere HCB-Kapitän Anton Bernard (rechts) wird heute an der Seite von Martin Pfanner das 7. Finalspiel zwischen dem HCB Südtirol und Salzburg kommentieren." data-fancybox="inline-155432" target="_image" href="https://s3-images.sportnews.bz/_images/scale/1280x1280/img/2023/04/der-fruehere-hcb-kapitaen-anton-bernard-rechts-wird-heute-an-der-seite-von-martin-pfanner-das-7-finalspiel-zwischen-dem-hcb-suedtirol-und-salzburg-kom.jpg"> Der frühere HCB-Kapitän Anton Bernard (rechts) wird heute an der Seite von Martin Pfanner das 7. Finalspiel zwischen dem HCB Südtirol und Salzburg kommentieren.

Welser: &bdquo;Der Verein wird diese Niederlagen von den Spielern so gut es geht abhalten. Und auch die Spieler werden sagen, dass sie sie längst vergessen haben. Trotzdem: Jeder weiß, dass es bereits zweimal passiert ist, dass Salzburg ein entscheidendes Finalspiel gegen Bozen verloren hat. Schließlich war das zuletzt auch ein mediales Thema. Mein Ex-Team weiß, dass es die Chance auf den Titelgewinn vorerst verpasst hat und dem Gegner somit neues Leben eingehaucht hat.“

Was wird am Freitag den Ausschlag geben? Bernard: &bdquo;Das 1. Tor. Wer mit 1:0 in Führung geht, ist klar im Vorteil. Ich glaube nicht, dass am Ende das Glück entscheiden wird. Entscheidend könnte aber der Heimvorteil sein. Die Stimmung in der Sparkasse Arena ist um Welten besser als im Volksgarten. Wenn die Hymnen abgespielt werden und man vor vollen Tribünen auf dem Eis steht, dann herrscht Gänsehautstimmung. Das ist schon ein besonderer Moment, den es in keinem anderen Stadion gibt. Für solche Momente spielt man Eishockey.“

Welser: &bdquo;Entscheidend wird sein, dass wenn eine Mannschaft in Rückstand gerät, dass sie nicht den Kopf verliert und alles daransetzen muss, die nächsten Minuten zu überleben. Der Gegner darf auf keinen Fall davon galoppieren, wie es Bozen am Dienstag getan hat. Ich denke nicht, dass das 1. Tor entscheidend sein wird. Sehr wohl aber die Minuten danach. Eine 1:0-Führung ist zwar schön, aber keine Garantie für den Sieg, wenngleich bisher immer jenes Team als Sieger vom Eis gegangen ist, das das 1. Tor erzielt hat. Salzburg wird alles daransetzen, um nach 2 Heimniederlagen im entscheidenden Spiel dieses Mal den Spieß umzudrehen und in Bozen zu triumphieren. Bozen will dagegen auf keinen Fall – wie schon 2021 gegen Klagenfurt – dem Gegner zum 2. Mal auf eigenem Eis zum Titel gratulieren müssen. Natürlich ist es schöner vor den eigenen Fans Meister zu werden. Ich habe nur meinen 1. Titel mit dem KAC zu Hause gewonnen. Mit Salzburg wurde ich dagegen 5 Mal in fremden Stadien Meister.“ Wer wird Meister? Bernard: &bdquo;Das ist schwer zu sagen. Ich kann es nicht einschätzen. Ich hoffe aber, dass es Bozen schafft. Am Sonntag hätte ich darauf gewettet, dass für den HCB alles vorbei sein würde. Jetzt sieht die Situation aber anders aus. Und trotzdem: Beide Teams sind auf Augenhöhe; die Chancen stehen 50:50.“

Welser: &bdquo;Diese Frage kann ich leider nicht beantworten. Das hängt von vielen Faktoren ab. Deshalb ist eine Prognose nicht möglich. Es würde mich aber für Salzburg freuen. Schließlich habe ich dort 11 Jahre verbracht und bin noch immer als U15-Trainer im Verein tätig. Ich würde es allen gönnen: Angefangen bei den Spielern, bis hin zur Klubführung. Zudem wäre es schön, den Pott für den in dieser Saison verstorbenen Mäzen Dietrich Mateschitz nach Salzburg zu holen.

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. HCB Südtirol	12	46:25	30
2. Graz99ers	12	35:28	25
3. Fehérvár	11	33:16	24
4. EC Salzburg	11	43:33	23
5. Olimpija Ljubljana	12	31:30	21
6. HC Pustertal	14	50:49	21
alle ansehen

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Eishockey

Tennis

Wintersport

Mehr

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

Bozen oder Salzburg? Das sagen die Ex-Kapitäne

Wer gewinnt am Freitagabend in Bozen Süd die Karl-Nedwed-Trophäe? Die beiden ehemaligen Kapitäne des HCB Südtirol, Anton Bernard, und von Red Bull Salzburg, Daniel Welser, schätzen die Chancen ein.

Kommentare (0)