Anton Bernard: „Manchmal ging es grenzwertig zu“

Im nachfolgenden Interview spricht Bernard über das, was ein Derby ausmacht, wie er die Chancen seiner Ex-Mannschaften einschätzt und wer am Sonntag als Sieger vom Eis gehen wird.

Herr Bernard, wie sehr fehlt Ihnen das Eishockey: Haben Sie bereits Entzugserscheinungen?

Anton Bernard: &bdquo;Nein. Auf keinen Fall. Ich bin im Reinen mit meiner Entscheidung. Ich habe mich sehr gut darauf vorbereitet und kann sagen, dass mir das Eishockey nicht abgeht. Zudem bin ich nicht ganz weg vom Fenster. Schließlich habe ich vor 10 Tagen das Spiel zwischen dem HC Pustertal und Linz als Experte für Puls24 kommentiert. Ich werde auch in Zukunft einmal im Monat ein Spiel kommentieren.“

Was ist schöner: Als Eishockey-Profi oder als Finanz-Berater zu arbeiten?

&bdquo;Es gibt viele Parallelen zwischen diesen beiden Jobs. Als Finanzberater muss ich mich gut auf Kundentermine vorbereiten. Diese sind dann in etwa wie ein Eishockeyspiel, wobei auch hier die Devise lautet: Siegen oder fliegen. Der einzige richtige Unterschied liegt darin, dass ich als Eishockeyprofi körperlich tätig war und jetzt sehr viel Zeit im Bürosessel verbringe. Der sportliche Ausgleich fehlt mir. Derzeit betreibe ich relativ wenig Sport. Ich mache zu Hause ein wenig Gymnastik oder setze mich aufs Spinning-Rad. Ich muss aber auch sagen, dass ich es in vollen Zügen genieße, nicht jeden Tag trainieren zu müssen.“

Haben Sie noch Kontakt zu Ihren ehemaligen Mitspielern?

&bdquo;Auf jeden Fall. Vor allem mit meinem Bruder Andreas und Daniel Frank tausche ich mich regelmäßig via Whatsapp oder auf Instagram aus. Ab und zu hören wir uns auch. Auch mit einigen anderen Spielern ist der Kontakt nicht abgebrochen. Ich habe meine ehemaligen Mannschaftskollegen bei der Teamvorstellung und beim Vorbereitungsspiel gegen Ambri Piotta gesehen.“

Themenwechsel: Wie beurteilen Sie die ersten 5 Saisonspiele Ihres Ex-Klubs?

&bdquo;Ich habe bisher erst das eine Spiel gegen Ambri gesehen. Dort hat mir der HCB sehr gut gefallen: Sehr solide und konsequent in der Abwehr und sehr geradlinig und kaltschnäuzig im Angriff. Meine Ex-Mannschaft ist trotz des Ausrutschers gegen Vorarlberg, der passieren kann, sehr gut in die Saison gestartet und macht Lust auf mehr. Ich traue ihr sehr viel zu.“

Am Sonntag ist wieder Derby-Zeit. Welche Bedeutung hat das Derby zwischen dem HC Pustertal und dem HCB?

&bdquo;Das Derby ist immer wieder ein einmaliges Erlebnis. Als beide Mannschaften noch in der Serie A gespielt haben, ging es in den Stadien manchmal grenzwertig zu. Da war es fast normal, dass man ein Bier von den Tribünen abbekommen hat. Jetzt geht es auf den Rängen zivilisierter zu, obwohl die Erwartungshaltung bei den Fans nach wie vor größer ist, als bei den Spielern. Die Emotionen können aber auch auf dem Eis überschwappen. Für mich war es immer schwierig, den neuen Spielern die große Bedeutung des Derbys zu vermitteln.“

Bozen gegen Bruneck: Das Südtiroler Derby elektrisiert auch in der ICE die Eishockeyfans im Land. © I. Foppa

Warum ist das Derby mehr als nur ein Spiel?

&bdquo;Es ist mehr als ein Spiel, weil es auch um den Stolz und die Ehre geht. Es wird im Vorfeld von den Medien gepusht. Und auch nach der Schlusssirene ist das Spiel noch tagelang in aller Munde. Es war jedenfalls immer eine Riesengenugtuung, wenn man das Derby gewonnen hat.“

Wie haben Sie die Spiele gegen den HCP als Aktiver erlebt?

&bdquo;Ich habe mich immer darauf gefreut. Das Derby hatte seit jeher einen hohen Stellenwert, obwohl ich mich gleich wie für jedes andere Spiel vorbereitet habe. Die Journalisten haben im Vorfeld mehr gefragt und das Stadion bereits vor dem Anpfiff zum Glühen gebracht. Für mich war es immer etwas Spezielles. Ich wollte es unbedingt gewinnen und habe 10 Prozent mehr gegeben, als sonst.“

Welches Derby ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

&bdquo;Am frischesten in meiner Erinnerung sind natürlich die 4 Derbys der vergangenen Saison, auch wenn ich sie nicht in schöner Erinnerung behalten habe. Es gab viele schöne Derbys und ich habe gegen den HC Pustertal auch das eine oder andere Tor erzielt. Etwas Besonderes war natürlich die Finalserie in der Saison 2011/12, als wir mit 4:0-Siegen Meister geworden sind. Es war aber bestimmt keine 4:0-Serie. Die &bdquo;Wölfe“ haben ordentlich dagegengehalten und uns alles abverlangt.“

In der vergangenen Saison feierte Neuling HC Pustertal gegen den 2-fachen Titelträger HCB Südtirol 3 Siege bei einer Niederlage. Wie schmerzhaft war das?

&bdquo;Für mich als Kapitän waren die 3 Niederlagen ein Schlag ins Gesicht. Wir haben alles versucht und getan, um die Derbys zu gewinnen. Leider ist uns nur ein Sieg geglückt. Ich hätte natürlich lieber 3 Spiele gewonnen. Die Niederlagen sind mir nach wie vor ein Dorn im Auge, obwohl ich gut schlafe und deshalb kein graues Haar bekommen habe. Die Derbyniederlagen passten irgendwie aber gut zur verkorksten Saison.“

Wie endet das 187. Derby zwischen dem HC Pustertal und dem HC Bozen?

&bdquo;Das ist eine gute Frage. Der HC Pustertal wird nach dem durchwachsenen Saisonstart auf Wiedergutmachung brennen und alles in die Waagschale werfen. Der HCB darf und wird den Gegner bestimmt nicht unterschätzen. Ich erwarte mir ein ausgeglichenes Spiel, das Bozen mit 4:3 gewinnen wird.“

Im 1. Teil sprach Ex-Wölfe-Kapitän Armin Hofer über seine Derby-Erfahrungen.

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. EC Klagenfurt	48	183:121	97
2. EC Salzburg	48	173:130	95
3. HCB Südtirol	48	155:113	93
4. Linz	48	155:121	88
5. EC Villach	48	173:143	86
6. Graz99ers	48	149:121	86
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Anton Bernard: „Manchmal ging es grenzwertig zu“

Am Sonntag steigt in Bruneck das erste ICE-Derby der Saison zwischen dem HC Pustertal und dem HC Bozen. Der letztjährige HCB-Kapitän Anton Bernard erklärt, warum das Derby zwischen dem HC Pustertal und HCB Südtirol etwas Besonderes ist. Dazu spricht Bernard über sein derzeitiges Leben.

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