h ICEHL

Nach der Schlusssirene streckte Pustertals Goalie Andy Bernard die Hände nach oben und wurde von seinen Mitspielern (hier Wyatt Ege) gefeiert. © Iwan Foppa

Andy Bernard: Aus dem Bozner Schatten ins Pusterer Rampenlicht

Im Südtiroler Eishockey-Sport herrscht eine verkehrte Welt vor. Pustertal ist Tabellenführer der ICE Hockey League, Bozen kämpft gegen eine tiefe Krise. Am Freitagabend entschieden die Wölfe das erste Saisonderby für sich. Dabei avancierte ausgerechnet der Ex-Bozner Andy Bernard zum Matchwinner der Pusterer.

Von:
Thomas Debelyak

Die Jubelgesänge der Pusterer Fans waren in den Gemäuern der Sparkasse Arena längst verhallt, die angeknacksten Bozner Fans verschwunden, da kam es in der Mixed-Zone des Eishockey-Tempels zu einer besonderen Begegnung. Daniel Frank, Kapitän des HCB, drückte seinen guten Kumpel und Pustertal-Goalie Andreas Bernard. „Bravo, Brudi“, sagt Frank und ergänzt im Gespräch mit SportNews: „Für Andy freut es mich, er hat im vergangenen Jahr keine einfache Saison erlebt. Aber natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn er so eine Leistung nicht ausgerechnet gegen uns gezeigt hätte.“


Pustertal – aktueller Tabellenführer der ICE Hockey League – hat sich am Freitagabend im ersten Saisonderby gegen ein krisengebeuteltes Bozen souverän mit 2:0 durchgesetzt. Der Mann des Abends war Andy Bernard, der im Wölfe-Tor alle 41 Schüsse abwehrte. „Ausgerechnet Bernard“, werden sich viele Fans gedacht haben. Der 33-jährige Kalterer – der jahrelang Stammgoalie in Finnlands höchster Liga war – stand in der vergangenen Saison noch beim HC Bozen unter Vertrag, allerdings verbrachte er einen Großteil der Saison auf der Bank. In den Playoffs kam er kein einziges Mal zum Einsatz. Wie er im Sommer im SportNews-Gespräch erzählte, war es für ihn ein kompliziertes Jahr, sei es was das Sportliche betrifft, aber auch das Private.

Andy Bernard hält den Puck fest: Der Pusterer Goalie war nicht zu bezwingen. © Iwan Foppa


Jetzt hat Andy Bernard zu alter Stärke gefunden, nach seinem Wechsel ins Pustertal blüht der sympathische Überetscher förmlich auf, davon konnten sich am Freitagabend rund 4000 Fans in der Sparkasse Arena überzeugen. „In Bozen ein Shutout zu machen, ist natürlich sehr besonders. Ich wusste bereits zu Beginn der Woche, dass ich gegen meinen Ex-Klub im Tor stehen werde. In den letzten Tagen waren die Emotionen entsprechend groß. Beim Mittagessen vor dem Match hat mir dann mein Teamkollege Manuel Öhler gesagt, ich soll doch mal einen halten. Das hat offenbar Glück gebracht“, schmunzelt Bernard.

Kein böses Blut mit Bozen

Ein Wechsel von Bozen nach Pustertal (oder auch umgekehrt) ist immer so eine Sache, immerhin gelten die beiden Klubs als Erzrivalen. Allerdings betont Bernard, dass es zwischen ihm und den Foxes kein böses Blut gebe. „Ich habe im Sommer mit vielen Fans geschrieben, einigen hat es weh getan, aber kein einziger hat mir etwas Böses gesagt. Ich habe in Bozen einfach nicht die Chance bekommen, Bruneck hat mir etwas Neues angeboten und ich bin wirklich happy. Das ist genau das, was ich brauche, denn im Hinblick auf Olympia 2026 kann man nicht einfach das ganze Jahr auf der Bank sitzen.“
„Wir sind eine echt coole Truppe.“ Andy Bernard

Im Pustertal spielt sich Bernard mit Jake Smith – ebenfalls ein ehemaliger Ex-Bozner – den Platz zwischen den Pfosten aus. Momentan hat Trainer Tomek Valtonen die Qual der Wahl, denn beide Goalies sind in blendender Verfassung und zählen mit ihren Fangquoten (beide über 93 Prozent) zu den formstärksten Schlussmännern der Liga.

Dass die Harmonie auch beim Torhütergespann passt, dass man sich hier gegenseitig den Erfolg gönnt, zeigte eine Szene nach der Schlusssirene. Smith, der das Derby von der Bank aus erlebte, warf sich vor Freude förmlich auf Matchwinner Bernard. „Wir sind echt eine coole Truppe“, sagt Andy, betont aber auch: „Wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben und weiter hart arbeiten. Dann haben wir die Chance, weit zu kommen.“

Kommentare (0)

Vervollständigen sie Ihre Profil-Angaben, um Kommentare zu schreiben.
Profil bearbeiten

Sie müssen sich anmelden, um die Kommentarfunktion zu nutzen.

© 2024 First Avenue GmbH