Er spricht Klartext: Darum ging Clara nach Finnland

Nach knapp 3 Jahren beim schwedischen Spitzenklub Färjestad BK hat sich Damian Clara am Sonntag aus Karlstad, wo der 10-fache Meister beheimatet ist, verabschiedet. Mit dem Flugzeug ging es für den 20-jährigen Torhüter von Göteborg nach Helsinki und von dort weiter nach Oulu, wo sein neuer Verein Oulun Kärpat die Heimspiele austrägt.

Am Montag hat der 2-Meter-Hüne aus Reischach erstmals in der 6614 Zuschauer fassenden &bdquo;Oulun Energia Areena“ mit seinen neuen Mitspielern trainiert. Im nachfolgenden Interview blickt Clara auf seine Zeit bei Färjestad und die bis zum jetzigen Zeitpunkt für ihn nicht einfache Saison zurück, erzählt, wie und warum der Wechsel zustande gekommen ist, und spricht über seine Erwartungen in Finnland und seine Zukunftspläne.

Wann haben Sie erfahren, dass Ihre Tage bei Färjestad gezählt sein würden?

Damian Clara: Das war am vergangenen Donnerstag. Dann ist alles sehr schnell gegangen. Am Freitag habe ich den Vertrag bei Färjestad aufgelöst und das neue Arbeitspapier bei Kärpat unterschrieben. In der vergangenen Woche war Sudarshan Maharaj, der Director of Goaltending der Anaheim Ducks, in Schweden und hat mir einen Wechsel nahegelegt. Für ihn und den NHL-Klub war Kärpat die beste Lösung für mich. Sobald bekannt wurde, dass ich Färjestad verlassen werde, haben sich auch andere Teams bei meinem Agenten Patrick Pilloni gemeldet. Zu diesem Zeitpunkt stand mein Entschluss aber bereits fest.

Mit Anders Lindbäck ist Anfang Februar ein dritter Torhüter zu Färjestad gekommen. Der 36-jährige Schwede mit NHL-Vergangenheit war in der vergangenen Saison eine Zeit lang Ihr Kollege bei Brynäs. War seine Verpflichtung ausschlaggebend für Ihren Abschied?

Clara: Ja und nein. Anaheim war der Ansicht, dass mit Lindbäck der Konkurrenzkampf größer werden würde und meine Chancen auf Spielpraxis weiter schwinden würden. Färjestad dagegen wollte mit 3 Torhütern in die entscheidende Meisterschaftsphase gehen.

Warum ist es für Sie beim schwedischen Rekordmeister nicht so gelaufen, wie Sie es sich gewünscht hätten?

Clara: Es gab mehrere Faktoren, die dazu beigetragen haben. Zum einen war der Druck des Gewinnen-Müssens enorm groß. Es zählten nur die Siege, während auf die Entwicklung zu wenig Wert gelegt wurde. Ich wurde der Erwartungshaltung nicht gerecht, obwohl ich viel dazu gelernt habe. Ich bin jetzt um einiges besser, als noch vor der Saison. Auch wenn die Statistiken schlecht sind und das nicht vermuten lassen. Ich habe aber alles gegeben und muss mir keine Vorwürfe machen. Nach einem schlechten Saisonstart habe ich mich zwar gesteigert, aber kaum noch eine Chance bekommen, um mich zu beweisen. Seit November hieß es für mich: Viel Training und nur wenige Spiele. Insgesamt habe ich vielleicht 16 ganze Spiele bestritten: Ich wurde 4 Mal ein- und 2 Mal ausgewechselt. Vielleicht bin ich zu schnell an die große Herausforderung herangegangen und war zunächst nicht bereit für das hohe Niveau in der SHL (Abkürzung für Svenska Hockeyligan, Anm. der Red.), die eine ausgesprochen gute Liga ist.

Damian Clara im Trikot von Färjestad BK.

Dabei haben Sie in der Saison 2023/24 bei Brynäs in der Allsvenskan auf der ganzen Linie überzeugt. Wie groß ist der Unterschied zwischen der 1. und 2. schwedischen Liga?

Clara: Eigentlich ist der Unterschied gar nicht so groß. In der SHL kommt es aber auf noch mehr Details und Kleinigkeiten als in der Allsvenskan an. Wenn ich beispielsweise 5 Tore weniger bekommen hätte, dann würde die ganze Sache nicht einmal so schlecht aussehen. Bereits der kleinste Fehler wird eiskalt bestraft. Bei Brynäs hat mich die ganze Mannschaft unterstützt und mir geholfen. In der SHL konnte ich den Unterschied nicht machen. Apropos Brynäs: Meine letztjährige Mannschaft hat nach dem Aufstieg nur 8 Spieler gewechselt und führt derzeit überlegen die Tabelle in der SHL an. Das ist ein Beweis, dass der Unterschied zwischen den beiden Ligen nicht immens groß ist.

Zuletzt schwankten nicht nur Ihre Leistungen. Die gesamte Mannschaft von Färjestad schwächelte und verlor 6 der letzten 7 Spiele. Woran lag das?

Clara: Im Vergleich zu den vorangegangenen Spielen hat sich eigentlich nichts geändert. Es wird sich wohl um eine kleine Krise handeln. In der Mannschaft steckt nach wie vor viel Talent und es gibt unglaublich gute Spieler. Und trotzdem lief zuletzt wenig zusammen. Wahrscheinlich haben wir Kleinigkeiten nicht richtig gemacht und schon war es passiert. Die Mannschaften liegen sehr eng beieinander. Zudem kann jeder jeden schlagen.

Ihre mittlerweile Ex-Mannschaft bestreitet am heutigen Dienstag das Finale der Champions Hockey League. Wären Sie in Zürich gerne dabei gewesen?

Clara: Natürlich. Es wäre schon etwas Spezielles gewesen. Auch wenn ich vielleicht nicht auf dem Eis gestanden hätte. Weil aber die Transferdeadline am Samstag, 15. Februar war, ist es nicht mehr dazu gekommen. Wenn es irgendwie geht, werde ich mir das Spiel im Fernsehen oder Internet anschauen.

Wer gewinnt das Finale?

Clara: Ich hoffe natürlich Färjestad. Es ist aber alles möglich. Schließlich stehen sich 2 Top-Mannschaften gegenüber. Ich wünsche meinen ehemaligen Mitspielern alles Gute und drücke ihnen auch im Meisterschafts-Endspurt die Daumen. Es standen tolle Typen im Kader. Ich habe mich bei Färjestad sehr wohl gefühlt.

Zurück zu Ihnen. Für Sie heißt es jetzt Finnland statt Schweden und Kärpat Oulu statt Färjestad. Was wissen Sie über Ihren neuen Arbeitgeber?

Clara: Ich habe viel Gutes über den Verein gehört. Ich weiß, dass er eine große Tradition hat, viel gewonnen hat und 8 Mal finnischer Meister war. In dieser Saison ist Kärpat aber hinter den Erwartungen zurückgeblieben und liegt derzeit in der Tabelle nur auf dem 11. Platz. Mit Ari Hilli gibt es einen Torhütertrainer, der über einen ausgezeichneten Ruf verfügt, weil er in den vergangenen 25 Jahren bei Kärpat mit sehr guten Goalies gearbeitet hat. Er war für Anaheim auch ein Faktor, warum ich in Oulu gelandet bin. In Oulu war ich übrigens schon einmal. Damals war ich 14 Jahre alt und stand in der Salzburger U15-Mannschaft. Wir haben gegen Kärpat einige Freundschaftsspiele bestritten. Unser damaliger Trainer Antti Aarnio stammte aus Oulu und wir durften sogar die Kabine der 1. Mannschaft anschauen.

Damian Clara im Trikot der Anaheim Ducks. Der NHL-Verein hält die Transferrechte am Südtiroler.

Wer sind Ihre Torhüterkollegen bei Kärpat?

Clara: Beide sind Finnen. Einer heißt Tomi Karhunen und ist 35 Jahre alt, der andere heißt Niclas Westerholm und ist 27 Jahre alt. Ich weiß sehr wenig über die beiden und auch über die restliche Mannschaft. Mir ist nur bekannt, dass Karhunen in der Schweiz, bei Straubing, Villach und vor mir bei Brynäs gespielt hat. Zudem bin ich Ville Pokka vor 2 Jahren begegnet, als er für Färjestad verteidigt hat und ich dort in der U20-Mannschaft gespielt habe.

Der NHL-Klub Anaheim Ducks, der ihre Rechte besitzt, drängte auf einen Wechsel, damit Sie mehr Spielzeit erhalten. Können Sie sich gegen die beiden finnischen Torhüter durchsetzen?

Clara: Das weiß ich nicht - ich hoffe es aber. Ich nehme die Herausforderung in jedem Fall an. Ich habe nicht allzu große Erwartungen und setze mich bestimmt nicht unter Druck. Für mich ist es ein Neustart und ich werde mein Bestes geben. Ich will viel lernen und auch viel mitnehmen. Ich freue mich darauf und bin sehr gespannt.

Was wissen Sie über die Stadt Oulu?

Clara: Es ist eine eishockeyverrückte Stadt mit mehr als 200.000 Einwohnern. Sie liegt im Norden des Landes und nicht weit von Lulea, wo ich mit Färjestad gespielt habe, entfernt. Ich werde die Stadt demnächst erkunden und hoffentlich ein wenig kennen lernen.

Sie haben am Montag erstmals mit Ihrem neuen Team trainiert.: Wie wurden Sie von Ihren neuen Mannschaftskollegen aufgenommen?

Clara: Ich bin am Sonntag gut in Oulu angekommen. Meine neuen Mannschaftskollegen haben mich herzlich empfangen. Ich fühle mich gut aufgenommen. Auch auf dem Eis fühlte ich mich gut. Wir hatten am Vormittag ein Teamtraining und am Nachmittag eine 2. Skills-Einheit. Ich freue mich hier zu sein: Auf geht's.

Sie haben bei Kärpat einen Vertrag für den Rest dieser Spielzeit unterschrieben. Wo werden Sie in der nächsten Saison spielen?

Clara: Das steht derzeit noch in den Sternen, wobei es schon eine Tendenz gibt. Es gibt aber noch einige offene Fragen. In den kommenden Wochen und Monaten werde ich dann mehr wissen.

Interview: Kurt Platter

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3 Jahre stand Damian Clara beim schwedischen Spitzenklub Färjestad BK unter Vertrag – der jüngst aufgelöst wurde. Ab sofort spielt der Goalie aus Reischach für den finnischen Klub Oulun Kärpat. Doch was steckt hinter dem Wechsel?

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