Der Riese Robert: Eine einzigartige Südtiroler Eishockey-Karriere

&bdquo;Eishockey war jahrzehntelang mein Leben. Als 14-Jähriger stand ich 1957/58 erstmals im Tor der damals in der Serie A spielenden Grödner. 1976/1977 war meine letzte Saison“, sagt die Südtiroler Torhüterlegende Robert Gamper. Heute verfolgt er Eishockey &bdquo;nur“ mehr über die Medien. Viele, sehr viele Jahre lang aber stand er mittendrin. &bdquo;Einen Wunsch habe ich aber schon noch. Ich möchte ein Eishockeyspiel im neuen 'Wolfsbau' der Pusterer erleben“, sagt Gamper. Was er bisher von der Intercable-Eisarena weiß, macht ihn richtig neugierig.

Gamper hat Geschichte geschrieben und Südtirols Eishockey geprägt wie kaum ein anderer: 1964 bestritt er im azurblauen Team die erste Innsbrucker Olympiade, 1966 die Universiade in Turin, 1973 stand er in der zweiten Bozner Serie-A-Meistermannschaft und gewann später noch Titel. Nach Karriereende übernahm er im nationalen Verband eine Schlüsselrolle. Nach dem Ausscheiden in Mailand hatte er im Südtiroler Eissportverband die Nachwuchsförderung vorangetrieben. &bdquo;Alles hat seine Zeit. Ich habe im Eishockey Höhen und Tiefen erlebt. Ich habe wirklich alles gegeben und sehr viel bekommen. Es ist nur gut, wenn jüngere Funktionäre nachrücken und frischen Wind bringen“, sagt der heute 78-Jährige. Gröden und Bozen Robert Gampers Stern ging tatsächlich in Gröden auf. Zum Schlüsselspieler reifte er beim SSV Bozen. Der SSV war später, Anfang der 60-er Jahre, lange Zeit der schärfste Rivale des HCB war. Ein Glanzlicht des SSV in der Besetzung Vasey, Dell’Antonio, Egger, Bazzanella, Edmund Rabanser, Schrott, Barchetti, Zerbetto, Oberrauch, Zelger, Valduga und Battisti war der 2:1-Sieg über die damals als unbesiegbar geltenden Diavoli Mailands, die mit Bolla, Nucci, Brivio, Lusena, Crotti, Whittal, Rigamonti, Paracchini und Talamona angetreten waren.

Eishockey-Goalie Robert Gamper.

Der erste schreibende &bdquo;Eishockey-Papst“ der Dolomiten war Pepi Außersdorfer. Dieser schrieb 1963 euphorisch: &bdquo;… im Mittelpunkt dieses großartigen Spieles stand als Held des Abends Robert Gamper. Er war unüberwindbar vor seinem Drahtkasten und schlug mit geradezu phantastischen Paraden sämtliche Schüsse ab. Trotz seiner Jugend hat er ein überaus scharfes Auge und sieht den Puck. Und das ist für einen Torhüter entscheidend. Er stand manchmal minutenlang im Kreuzfeuer der Diavoli, aber Gamper war nicht zu bezwingen“. Übrigens: Drei Saisonen lang spielte Robert Gamper für den SSV Bozen in der höchsten Klasse. Einsatz bei den Olympischen Spielen So weit Pepi Außersdorfer. Diese markanten Sätze begleiteten Robert Gamper viele Jahre lang in seiner wirklich einzigartigen Karriere als Torhüter, auf den immer Verlass war. Er blieb sich immer selbst treu. Als Sportler durch und durch erwarb er sich von den Mitspielern, aber auch von den Gegnern auf dem Eis Respekt und Anerkennung. Sein ganzes Eishockey-Leben lang. Der &bdquo;gute Riese“ war auch im reiferen Sportleralter ein unglaublich sicherer Rückhalt für seine Mannschaft. Und er brachte es mit Fleiß und Können zu olympischen Ehren. 1964, im Jahr der ersten Winterspiele in Innsbruck, spielte er gemeinsam mit dem unvergessenen Grödner Spitzenspieler Edmund Rabanser noch beim SSV Bozen, der eben diese 2 SSV-Leistungsträger für die Auswahl stellte. Der HCB war nur mit dem vor wenigen Wochen verstorbenen, einzigartigen Heini Bacher vertreten, der übrigens in 8 Olympia-Partien 3 Tore erzielte.

<a data-caption="Der HCB im Jahr 1965/66. Stehend: Norbert Koler, Robert Psenner, Zelger, Günther Schrott, Siegfried Dell’Antonio, Siegfried Schlemmer, Heini Bacher, Despard, Franco De Vito, Alberto De Grandi, Arnaldo Vattai, Robert Gamper und Heini Oberdorfer." data-fancybox="inline-95306" target="_image" href="https://s3-images.sportnews.bz/_images/scale/1280x1280/img/2022/01/der-hcb-im-jahr-196566-stehend-norbert-koler-robert-psenner-zelger-guenther-schrott-siegfried-dellantonio-siegfried-schlemmer-heini-bac.jpg"> Der HCB im Jahr 1965/66. Stehend: Norbert Koler, Robert Psenner, Zelger, Günther Schrott, Siegfried Dell’Antonio, Siegfried Schlemmer, Heini Bacher, Despard, Franco De Vito, Alberto De Grandi, Arnaldo Vattai, Robert Gamper und Heini Oberdorfer.

Nach der Fusion des SSV Bozen mit dem 1933 gegründeten HCB wechselte Robert Gamper in der Saison 1965/66 zwar das Trikot, seiner kompromisslosen Einstellung zum Eishockey als fairen, kampfbetonten Mannschaftssport, blieb er aber treu. 1963 hatte der HCB mit den Torleuten Franco Viale und Giuliano &bdquo;Ciccio“ Ferraris den ersten seiner insgesamt 19 Serie-A-Meistertitel erkämpft. Franco Viale (als 71-Jähriger am 29. März 2014 in Mailand verstorben) heuerte 1965 bei Diavoli Mailand an. Der Posten als Nr. 1 im HCB-Tor war damit frei, dem 19-jährigen Romeo Tigliani (am 8. Juni 2018 in Varese verstorben) traute man eine lange Saison und der entsprechenden Verantwortung als erstem Tormann nicht zu. Robert Gamper schlug so groß ein, dass er u.a. mit Werner und Peter Holzner für die Universiade 1966 in Turin nominiert wurde.

&bdquo;Ich war vor den Spielen immer extrem aufgeregt. Oft ging es mir schlecht, vor lauter Anspannung musste ich mich oft übergeben. Wenn der Puck aber einmal eingeworfen war, konnte ich schnell auf totale Konzentration umschalten“, erinnert sich Gamper. Ein Tormann ohne Helm Eishockey war auch schon in den 60-er Jahren kein Sport für Weicheier. Sicher, Eishockey war nicht der heutige Kampfsport. Aber auch die Ausrüstung war mitunter abenteuerlich. Robert Gamper spielte durchwegs ohne Gesichtsmaske. Irgendwann musste aber auch er dem mit der Schnelligkeit des Sportes wachsenden IIHF-Reglement des in dieser Zeit vom fidelen Iren John Francis &bdquo;Bunny“ Ahearne geführten internationalen Eishockeyverband Tribut zollen. Bei dem bekannten Prothesenhersteller Tinti in der Bozner Weintraubengasse ließ sich Gamper eine bruchfeste Gesichtsmaske auf Maß anfertigen.

Heutzutage tragen Torhüter eine Gittermaske, Kopf- und Halsschutz. Früher war das anders, die Feldspieler trugen nur die im Fahrtwind wehenden Kopfmähne, die Torhüter waren oben total ohne. Öfters erlebte ich Robert Gamper in der Messehalle, ab dem Jahre 1953 bis 1993 der Südtiroler Eishockeytempel schlechthin, dass er während eines kritischen, hektischen Spieles den fleischfarbenen Tinti-Gesichtsschutz abnahm. &bdquo;In der Halle ging es grundsätzlich ja auch gut mit Maske. Aber wenn wir wie damals so oft auf nicht überdachtem Eis spielten und es bitter kalt war, fror die Gesichtsmaske auf der Haut an. Das Entfernen war dann oft sehr schmerzhaft“, erinnert sich Gamper. Eine lange Sehnsucht Auf seinen ersten Meistertitel mit dem HCB musste Robert Gamper lange warten. 10 Jahre nach dem ersten Triumph im Jahr 1963 und 8 (!) aufeinanderfolgenden Serie-A-Meistertiteln der unschlagbaren Ampezzaner um Alberto und Gianfranco Da Rin, war es 1973 endlich so weit. Der aus Lüttich gekommene frankokanadische Spielertrainer Gerard Morin führte den HCB im spektakulären, ganz Südtirol bewegenden Entscheidungsspiel gegen Cortina zu einem 5:4-Sieg. Von zu vielen dieser großartigen Akteure, die Eishockeygeschichte geschrieben haben, mussten wir uns verabschieden. Zur Erinnerung noch einmal die Namen aller Freunde von Robert Gamper, die die Meistermannschaft 1973 bildeten: Robert Baumgartner, Giancarlo und Rolly Benvenuti, Roman Blaas, Franco Gallo, Hubert und Georg Gasser, Hans Gasser, Martin Innerebner, Thomas Mair, Gino Pasqualotto, Raimondo Refatti, Günther Schrott, Herbert Strohmaier, Romeo Tigliani und Arnaldo Vattai.

Für Robert Gamper gab es aber noch einen weiteren Meistertitel, zum Beginn der glanzvollen Ära von Gösta &bdquo;Lill-Lule“ Johansson, von dem wir uns viel zu früh, am 10. April 1997, verabschieden mussten. Dreimal holte der mit der deutschen Eiskunstläuferin Gundi Busch verheiratete Johansson – sie war 1953 in der Bozner Messehalle Europameisterin geworden – den heiß umkämpften Serie-A-Titel. Das Ende der Saison 1977 war auch das Ende vom aktiven Sport und der unvergleichlichen Karriere von Robert Gamper.

Robert Gamper heute: „Bin hauptberuflich Großvater.“

&bdquo;Ja, es war eine schöne, aufregende Zeit und ich möchte keine Minute davon missen“, sagt Robert Gamper heute. Dabei war in diesen Jahren sicher auch nicht alles Gold, was glänzte. &bdquo;Ich habe gerade über den Sport viele großartige Menschen kennen gelernt, von einigen hieß es leider Abschied nehmen. Gerne erinnere ich mich an die Schlachten mit Heini Oberdorfer, Robert Psenner und Heini Bacher, an Frantisek Dum und Ivo Kalina oder an Gino Pasqualotto, der jetzt an der Außenwand der Eiswelle verewigt ist. Unvergessen bleibt mir Ronnie Roberts, aber auch an Rudi und Gorazd Hiti denke ich gerne zurück. Jaroslav Pavlu, Norbert Gasser, Jiri Dolana, Norbert Koler und Thomas Mair aber auch noch viele, viele andere haben an der Erfolgsgeschichte des HCB mitgestrickt. Es war eine Ehre für mich, mit so herausragenden Spielern auf dem Eis stehen zu dürfen“, sagt Gamper. Um 6 Uhr heim, um 7 Uhr bei der Arbeit Vielleicht war Eishockey für Robert Gamper im Hinterkopf mitentscheidend, als er als Jugendlicher Arbeit suchte. &bdquo;Da war ein überaus reizvolles Angebot von Olivetti-Siemens. Ich entschied mich aber für den damals bekanntesten Fließen-Großhändler im Großraum Bozen (Reinisch) und blieb 47 Jahre in diesem Betrieb. Ich konnte immer auf das Entgegenkommen meiner beiden Firmenchefs zählen. Eishockey war auch ihnen wichtig. Ich wusste Arbeit und Hobby zwar immer gut zu trennen: Auch wenn ich um 6 Uhr morgens von einem Auswärtsspiel in Torre Pellice zurückkam, ging ich um 7 Uhr pflichtbewusst zur Arbeit. Ich hatte, anders als etliche Mannschaftskollegen, kein Problem, im Bus zu schlafen“.

Nach seiner Pensionierung stellte das Eishockey-Urgestein sein großes Wissen zuerst dem Südtiroler Eissportverband, damals noch unter Jakob Geier und später unter Christian Trettl, zur Verfügung. Schließlich reizte es Gamper, seine Erfahrung auch in den nationalen Verband einzubringen. Knapp ein Dutzend Jahre arbeitete er mit Georges Lariviere und später mit Michel Goulet höchst erfolgreich zusammen und entwickelte nicht nur Projekte für den Eishockeynachwuchs, sondern setzte sie mit Leidenschaft und viel Einfühlungsvermögen, oft auch gegen Kollegen vom Vorstand, durch. &bdquo;Hauptberuflicher“ Großvater Robert Gamper tritt heute überall kürzer, eines aber pflegt er mit Hingabe: Die Freundschaft zu Zeitgenossen und alten Kumpel. &bdquo;Ich bleibe aber abends sehr gerne zu Hause, zum Eishockey gehe ich nicht mehr aus“, sagt er. Mit seiner Frau Hedy, einer früheren Laienschauspielerin, lebt er in Gries und ist heute &bdquo;hauptberuflich“ Großvater. Die inzwischen 14-jährige Enkelin Alena aus der Verbindung von Heike Augscheller (der Gesamtdritten der &bdquo;Zett“-Miss-Südtirolwahl 2000) mit Robert Gampers Sohn Gerhard ist der Sonnenschein der ganzen Familie. Gerhard Gamper, der einzige Sohn der Torhüterlegende, lebt und arbeitet in Singapur, einem Stadtstaat der Superlative in Südostasien. Er ist in der Abfallverwertung bzw. –entsorgung tätig, einem für Singapur extrem wichtigen Industriezweig.

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Eishockey

Tennis

Wintersport

Mehr

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

Der Riese Robert: Eine einzigartige Südtiroler Eishockey-Karriere

In der Serie „Was wurde aus…“ nimmt s+ verschiedene Sportler-Persönlichkeiten unter die Lupe. Dieses Mal an der Reihe: Robert Gamper, der „Riese Robert“, der die Eishockeyszene in Südtirol, aber auch in Italien jahrzehntelang geprägt hat.

Kommentare (0)