FCS: Vecchi verlängert – die Einheimischen zahlen den Preis

Der FC Südtirol könnte nach 21 Spieltagen in der 1. Division, Kreis A, nicht viel besser dastehen. In 21 Partien feierten die Weiß-Roten zehn Siege, teilten mit ihren Gegnern sieben Mal die Punkte und verließen nur vier Mal als Verlierer den Platz. 37 Zähler aus diesen 21 Matches sind eine starke Ausbeute und bedeuten Platz drei im Klassement – mit nur sechs Zählern Rückstand auf Tabellenführer Lecce und somit auf einen direkten Aufstiegsplatz.

Die Angreifer des FCS treffen, wie 29 geschossene Tore unterstreichen, und auch die Abwehr steht relativ solide: 21 Gegentore sind der fünftbeste Wert in der 1. Division, Kreis A, und die beste Marke unter den ersten sechs Teams in der Tabelle. Im Drusus-Stadion ist Südtirols einziger Profiklub ohnehin eine Macht, denn dort hat es für die Vecchi-Schützlinge seit mehr als einem Jahr keine Niederlage mehr gesetzt. Und auch spielerisch lässt die Truppe des 41-jährigen Fußball-Lehrers aus Bergamo nur wenige Wünsche offen. Attraktiver Fußball, gepaart mit der historischen Chance am Ende dieser Saison erstmals den Aufstieg in die Serie B zu schaffen. Fußballerherz, was willst du mehr?

Eigentlich nichts. Aber: Wo ist der Südtiroler Beitrag zu dieser Leistung? Ist der einzige heimische Profifußballklub auf dem Weg, eine reine Legionärstruppe zu werden? Nimmt man die Einsatzzeiten der heimischen Spieler in der Saison 2012/13 als Grundlage für diese Hypothese her, dann scheint sich diese Entwicklung zu bestätigen. Überhaupt, wenn man sie mit den Werten vergangener Jahre vergleicht.

Nur noch drei Südtiroler im Profikader Beginnen wir mit der Ausnahme, die die Regel bestätigt. Hannes Fink, sein Vertrag wurde ebenfalls verlängert (bis 2016), spielte heuer in 19 Meisterschaftspartien und kommt auf eine gesamte Einsatzzeit von 987 Minuten. Für Kapitän Hannes Kiem stehen aber nur neun Matches zu Buche (577 Minuten). Noch ernüchternder sind die Zahlen bei Matteo Timpone, der ein Spiel bestreiten durfte und dabei vier Minuten auf dem Platz stand. Mittlerweile ist Timpone an Mezzocorona in die Serie D verliehen worden. Und dann wäre da noch Jonas Clementi, der lange verletzt war, und noch keine einzige Minute auf dem Platz stand. Vier Südtiroler also, die gemeinsam 1568 Minuten auf dem Buckel haben. Das sind knappe sieben Prozent jener 20790 Minuten, die eine Elf in 21 Partien (so viele wurden bisher ausgetragen) auf dem Platz steht.

Im vergangenen Jahr waren mit Hannes Kiem, Michael Bacher, Hannes Fink, Manuel Fischnaller und Daniel Pfitscher noch fünf Südtiroler im Kader des FCS. Allein Manuel Fischnaller, der es auf 30 Einsätze (von insgesamt 34 Partien) brachte (2444 Minuten), erhielt damals 7,2 Prozent an der gesamten Einsatzzeit und damit gleich viel wie Fink, Kiem und Timpone in der laufenden Saison gemeinsam. Dazu stellte Kiem in der Saison 2011/12 in 27 Partien seinen Mann (2338 Minuten), Fink wurde 22 Mal eingesetzt, für Bacher standen 13 Partien zu Buche und auch Daniel Pfitscher wurde vom damaligen Coach Giovanni Stroppa in drei Matches auf den Platz geschickt.

Wo sind die jungen Südtiroler Talente, die nachrücken? Eine noch wesentlichere Rolle spielten die Südtiroler in der Vergangenheit, wie etwa in der Saison 2007/2008. Zugegeben: Damals liefen die Weiß-Roten noch in der 2. Division auf, also in der vierten Liga. Aber mit Hansrudi Brugger, Massimiliano Dalpiaz, Hannes Kiem, Fabian Mayr, Michael Bacher, Hannes Fink, Simon Rossi, Manuel Scavone, Manuel Strobl, Denis Mair und Daniel Pfitscher standen vor fünf Jahren noch elf Südtiroler im Kader, die bis auf Mayr und Strobl alle mindestens zwei Mal zum Einsatz kamen. Mit Brugger, Kiem, Bacher, Scavone und Mair gab es fünf Spieler, die in mindestens der Hälfte aller Begegnungen aufliefen. Simon Rossi durfte 15 Mal auf den Platz. Von solchen Werten träumt man derzeit im Klubhaus an der Cadornastraße.

Als Gegenargument kann nun angeführt werden, dass viele dieser Talente in höheren Ligen, bzw. anderen Vereinen der 1. Division zum Einsatz kommen: der FCS als Sprungbrett sozusagen. So wie es sich der FC Südtirol vor ein paar Jahren auf die Fahnen geschrieben und in seinem Leitbild verankert hat. Schließlich läuft Manuel Scavone mittlerweile für Pro Vercelli in der Serie B auf, Manuel Fischnaller stellt bei Reggina in der zweiten Liga seinen Mann und Michael Cia, der im Jänner heiß beim FC Südtirol gehandelt wurde, letzten Endes aber doch nicht kam, streift sich weiterhin das Dress vom Liga-Konkurrenten Como über. Aber: Wo sind die jungen Südtiroler Talente, die nachrücken? Die Nachfolger der Fischnallers, Cias, Scavones oder auch Bachers, die wie vor ein paar Jahren die Zuschauer ins Drusus-Stadion lockten und mit ihrer frechen, unbekümmerten Art Fußball zu spielen, verzückten?

Erfolgreicher Fußball, gepaart mit vielen einheimischen Spielern – dieser Wunsch der &bdquo;Macher“ des FCS scheint sich nach derzeitigem Stand der Dinge als eine Utopie herauszustellen. Die Vertragsverlängerung Vecchis kann als Indikator dafür gewertet werden, dass sich die weiß-rote Klubführung für den erfolgreichen Fußball entschieden hat. Zwar nicht ohne, aber nur mehr mit sehr wenigen einheimischen Spielern.

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