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Tommaso De Luca hat klare Ziele im Blick. © det

Eishockey-Star mit 19 Jahren: So tickt Italiens Goldjunge

Tommaso De Luca ist seit Monaten in aller Munde. Zum einen, weil er sich gegen die Schweiz und für Italien entschieden hat. Zum anderen, weil er in Europas bester Eishockeyliga einschlug, wie kein anderer Italiener je zuvor. SportNews hat sich mit dem Youngster in Bozen getroffen.

Von:
Alexander Foppa

„Der Junge kann was, er ist mit großem Talent gesegnet. Und er hat Selbstvertrauen, viel Selbstvertrauen“, so beschreibt uns Diego Kostner seinen Landsmann und Teamkollegen Tommaso De Luca. Beide gehen für Ambrì-Piotta in der höchsten Schweizer Liga auf Torejagd, beide wollen Italien zum Sieg bei der Heim-WM in Bozen schießen.


Während der Grödner Kostner mit 31 Jahren zu den Routiniers zählt, ist der 19-jährige De Luca, neben Damian Clara und Tommy Purdeller, eine der ganz großen Nachwuchshoffnungen. In seiner ersten vollen Profisaison hat der junge Mann aus Aosta für Ambrì in 45 Spielen 21 Scorerpunkte gesammelt.

Tommaso De Luca steht vor seinem Pflichtspieldebüt in Italiens A-Nationalteam. Dabei ist er prompt ein Hoffnungsträger. © fisg


Als wir De Luca im WM-Quartier der Azzurri im Hotel Sheraton in Bozen treffen, präsentiert er sich genau so, wie von Kostner eingangs beschrieben: mit breiter Brust, freundlichem Lächeln auf den Lippen, sehr zielorientiert und einer kuriosen Glücksbringer-Story im Gepäck. Er spricht über...

…seine Premierensaison in der Schweizer Liga: „Ich habe ein paar Monate benötigt, um mich dem hohen Niveau, dem schnellen Spiel anzupassen. Doch dann lief es für mich persönlich wie geschmiert. Ich habe in diesem Jahr große Fortschritte gemacht.“

…seinen Status als Ausnahmetalent: „Daran denke ich gar nicht. Ich weiß, was ich kann, was ich will und wohin ich will, daran arbeite ich. Das ist alles was zählt. In der Schweiz gibt es durchaus Spieler in meinem Alter, die schon einen Schritt weiter sind. Deshalb sehe ich mich auch nicht als Ausnahmetalent.“
„Ich will diese WM gewinnen.“ Tommaso De Luca

…sein großes Ziel: „Das ist Olympia 2026, dem ordne ich alles unter. Winterspiele im eigenen Land, das dürfen nur wenige Sportler in ihrer Karriere erleben. Im Eishockey ist es nochmal besonders, da wir vermutlich gegen die absoluten Superstars antreten dürfen. Für mich sind das wie Götter dieser Sportart. Da will ich dabei sein.“

…sein schönstes Eishockey-Erlebnis: „Da gibt es viele, aber ich nehme einfach mal das letzte: Das Play-In gegen Lugano, bei dem es Anfang März um ein Playoff-Ticket ging. Wir haben am Ende zwar den Kürzeren gezogen, die beiden Spiele gegen den Erzrivalen waren aber ein beeindruckendes Erlebnis, das waren große Emotionen.“

…seinen Arbeitgeber, Kult-Verein Ambrì-Piotta: „Als Dorfklub mit unglaublichen Fans ist Ambrì natürlich weltbekannt. Ich lebe das aber professionell und versuche mich sentimental nicht zu sehr an einen Verein zu binden. Ich bin bei Ambrì groß geworden, ich bin den Verantwortlichen dankbar und fühle mich im Team wohl. Aber ich werte es nicht als Herzensangelegenheit.“

Tommaso De Luca (2.v.r.) in Ambrìs Eishockeytempel, der Gottardo Arena. © hcap


…seinen Verzicht auf das Schweizer Nationalteam: „Meine Entscheidung für Italien und gegen die Schweiz wurde medial heißer gekocht, als sie es schließlich war. Ich wurde zwar in der Schweiz ausgebildet und habe dort in den Jugend-Auswahlen gespielt, ich bin aber Italiener, dem die Möglichkeit geboten wird, in der A-Nationalmannschaft seines Heimatlandes zu spielen. Der Entschluss hat sich vergangenen Herbst von alleine ergeben.“

…die Angst, den Schritt nach Italien zu bereuen: „Die gibt es nicht. In Italien wartet eine Heim-WM, dann Olympia vor der eigenen Tür. Was gibt es Schöneres? Ich weiß ja nicht einmal, ob ich bei der Leistungsdichte in der Schweiz überhaupt jemals die Möglichkeit gehabt hätte, bei Olympischen Spielen aufzulaufen.“

…sein Standing als Italiener in der Schweiz: „Natürlich wird man anders gesehen, als ein Crack aus Nordamerika, Skandinavien oder Tschechien. Das Eishockey in Italien ist nicht ansatzweise auf jenem Level der Schweiz, das wissen Scouts, Trainer und Vereine natürlich. Man muss sich schon mächtig ins Zeug legen, um zu beweisen, dass man als Italiener auf Schweizer Niveau spielen kann.“
„Ich trage seit Jahren bei jedem Spiel immer die selben Socken.“ Tommaso De Luca

…die Weltmeisterschaft in Bozen: „Die enttäuschende U20-WM im Dezember ist abgehakt, das ist ein neues Kapitel. Zunächst einmal möchte ich mir einen Platz im Team erkämpfen und dann mit Italien diese WM gewinnen. Deshalb sind wir hier, deshalb arbeiten wir jeden Tag sehr hart.“

…sein persönliches WM-Ziel: „Darüber habe ich mir noch gar keine richtigen Gedanken gemacht. Bislang galt es in erster Linie, mich bestmöglich einzubringen, mich auf dem Eis zurecht zu finden. Aber so viel kann ich sagen: Ich will mit Italien den ersten Platz belegen und dazu meinen Beitrag leisten.“

…seinen besonderen Glücksbringer: „Das sind meine Socken (lacht). Ich trage seit drei Jahren bei jedem Spiel immer die selben Socken. Sie sind mittlerweile verschlissen, haben Löcher und sitzen auch nicht mehr ganz so gut. Doch sie erfüllen ihren Job – zumindest bilde ich mir ein, dass sie mir auf dem Eis Glück bringen.“

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